FAZIT!

Mit der Ergebnispräsentation des Projektes „1968“ endete das Seminar „Landeskunde und neue Medien“ an der TU Dresden, doziert von Herrn Dr. Ulrich Zeuner.

Nachfolgend möchte ich zu den von Herrn Dr. Zeuner gestellten Fragen Stellung nehmen und dadurch das abgeschlossene Seminar für mich persönlich reflektieren und zusammenfassen. Ich verzichte dabei auf die konkrete Beantwortung jeder einzelnen Fragen, sondern liefere stattdessen ein Gesamtüberblick verschaffendes Fazit.

Wie schätzen Sie ihre Arbeit am kulturellen Deutungsmuster in Bezug auf die von Ihnen gewählte Kategorie ein? Welche Erkenntnisse haben Sie durch die Arbeit in Ihrer Arbeitsgruppe zu 1968 und den Folgen gewonnen? Inwiefern hat Ihnen das zu einer klareren Vorstellung vom Deutungsmuster 68 und seiner Vielfalt verholfen?

Wie charakterisieren Sie ihre Arbeit und ihre eigene Rolle in der Gruppe?

Worin besteht für Sie persönlich der größte Gewinn in der Arbeit im Seminar?

Welche Probleme hatten Sie im Seminar? 

Was möchten Sie kritisieren, würden Sie anders machen?

Email zur Auswertung des Seminars „Landeskunde und neue Medien“


Als ich mich für das Seminar anmeldete stand ich dem Modell der Veranstaltung sehr skeptisch gegenüber, jedoch war mein Interesse geweckt. Ich sah meine Chance, mich ausgiebig mit neuen Medien zu befassen und  selbst einmal im World-Wide-Web schöpferisch aktiv zu werden.

Kurzbeschreibung des Seminarkonzeptes:

In einem Projekt sollen einige kulturelle Deutungsmuster, die zum Verständnis der deutschen Kultur wichtig sind, erarbeitetet werden. Dabei sollen für die gemeinsame Arbeit in Projektgruppen Werkzeuge des Web 2.0 zur Zusammenarbeit genutzt werden. Als Leistungsnachweis für die Studierenden aus Dresden gilt das Ergebnis der Arbeit in der Projektgruppe und die Reflexion des Seminars. Beides ist dokumentiert durch die Blogbeiträge.“ Dr. Ulrich Zeuner

Einen Blog erstellen, ich!? Kann ich das denn? Wie funktioniert das? Schnell wurde mir klar, dass die anfängliche Skepsis doch schnell der Neugier wich. Und tatsächlich, nachdem uns unser Dozent in der ersten Veranstaltungen nützliche Tipps gab und vieles erklärte, ging es wie von selbst. Anmelden, Namen festlegen, Layout wählen und schließlich Beiträge verfassen. Diese sollten den im Seminar behandelten Stoff aufgreifen und reflektieren. Leichter getan als gesagt, denn die Texte und Artikel waren von gutem Umfang, und es waren nicht wenige. Da ich sehr dazu neige, alles sehr akribisch und ausführlich machen zu wollen, nahm diese Arbeit sehr viel Zeit in Anspruch. Die Texte wurden, wie sonst in den Seminaren üblich, nicht nur in Selbigen diskutiert, sondern nun auch schriftlich zusammengefasst. Der Schaffensprozess, aus vielen Quellen einen Beitrag zu fassen und so geballt Wissen zu produzieren, weckte meinen Ehrgeiz. Doch langsam reichte dieser leider nicht mehr aus, denn die zu bearbeiteten Texte stauten sich an, da ich meiner Nebentätigkeit als dreifacher Mutter auch noch nachgehen musste. Ein Kind krank, zwei Kinder krank, drei Kinder krank und der Berg an Arbeit nahm nicht ab. Andere Seminare im Rahmen meines Studiums wollten auch besucht und aufbereitet werden. Es kostete mich ehrlicher Weise oft Überwindung mich hinzusetzten, um den Blog zu erweitern. Sonst las ich eben nur die Texte, machte mir von Hand geschriebene Stichpunkte und marschierte ins Seminar. Da die Arbeit an unseren Blogs zusätzlich zu dem Seminar getan werden musste, empfand ich es als zu viel. Nichtsdestotrotz machte es mir Spaß, den Blog zu füllen und wachsen zu sehen. Ich verstand das Konzept des Seminars so, dass wir Seminarteilnehmer auch gegenseitig unsere Blogs lesen, bewerten und kommentieren sollten, dazu fehlte mir leider gänzlich die Zeit. Ich schnupperte bei meinen Kommilitonen leider nur mehr rein, als mich wirklich kritisch mit ihren Beiträgen auseinanderzusetzen. Ich freute mich aber umso mehr, dass sich meine Kommilitonin Ines H. Zeit nahm, um meine Einträge zu lesen und mit einem lieben Kommentar zu würdigen. Meines Erachtens müsste hier für kommende Seminare ein Weg gefunden werden, der den Zeitaufwand in Grenzen hält. Eine konkrete Lösung für dieses „Problem“ habe ich aber leider nicht parat. Weniger Texte? Nur Textabschnitte? Themenbezogene Erarbeitungen? Wobei dabei vorausgesetzt werden müsste, dass alle Studenten kontinuierlich an ihren Blogs arbeiten – was in der Realität aber nicht bei allen der Fall war – sodass gegebenenfalls Unklarheiten des behandelten Stoffes für alle Studenten des Kurses gleichermaßen zugänglich sind. Die Vernetzung der Seminarteilnehmer müsste dadurch noch mehr an Bedeutung gewinnen. Gut vorstellbar wäre tatsächlich eine themenbezogene Aufteilung des Stoffes bzw. der Texte, sodass jeder Student für sich ein Themengebiet erarbeitet, was die anderen Kommilitonen durch die Blogs nachvollziehen und unter Umständen kritisch diskutieren könnten.  Wie diese Arbeit dann zu beurteilen wäre, steht dann wiederum zur Frage.

Als es an die Arbeit des Projektes ging, freute ich mich darauf. Ich arbeite gern in Gruppen zusammen und tausche mich gern aus. Da wir Gruppenmitglieder (des kategorialen Musters) uns aus pragmatischen Gründen dazu entschlossen, Gegensatzpaare zu bilden und diese selbstständig zu bearbeiten, kam die Gruppenarbeit aber schließlich doch zu kurz. Ein Faktor, der dazu beitrug, war, dass wir nur vier Personen in einer Gruppe waren. Die Fülle an Rechercheaufgaben ließ nicht viel Zeit, um zu diskutieren und erlangte Erkenntnisse umfassend auszutauschen. Als sich im Seminar die Gelegenheit dazu bot, auch anderen Kursteilnehmern unsere Zwischenstände zu präsentieren, waren leider nur zwei von vier Personen anwesend. Auch wenn nicht viel miteinander gearbeitet wurde, so konnten wir doch zusammen am Anfang ein gutes Konzept entwickeln und  die Aufgaben verteilen. Ich übernahm als einzige Muttersprachlerin der Gruppe gern die Rolle der ,Leiterin‘. Ich lieferte lediglich einleitende Gedanken und Anregungen und bot Hilfe bei Verständnisproblemen und Fragen an. Für die Ergebnispräsentation im Seminar fertigte ich eine Power-Point-Präsentation an, wobei mir meine Kommilitonen ihre Abschnitte des Vortrages zuvor zukommen ließen. Wir konnten mit einem, wie ich finde, sehr guten Resultat, einer gelungenen Ergebnispräsentation, stolz auf uns sein. Auch wenn ich Kommilitonin Ines Herrmann Recht geben muss, die auf ihrem Blog anmerkte, dass wir dabei den zeitlichen Rahmen überzogen. In diesem Kontext kam das von mir oben beschriebene Modell der themenbezogenen Erarbeitung zum Einsatz – jedes Gruppenmitglied fertigte einen Teil der Präsentation an, was am Ende zu einem großen Ganzen zusammengesetzt werden konnte.

Durch die  Arbeit an meinem Deutungsmuster „Langhaarr-Prolos vs. Normalos“ erlangte ich ein umfangreiches Wissen und tiefgreifende Erkenntnis über die Geschichte meines eigenen Landes, die ich sonst aus eigenem Antrieb wohl nie erhalten hätte.  Dass das Jahr 1968 für eine Studentenrevolte stand, wusste ich, aber was genau dahinter steckte und welche weitreichenden Ereignisse und Folgen damit verbunden waren, war mir in dem Maße nicht bewusst. Die Wahl des kategorialen Musters stellte sich für mich erst nach ein wenig Recherche als wahrer Glücksgriff heraus. Genau dies hatte mich interessiert, wer sind die Menschen, die in dem Lied „1968“ von Rainald Grebe charakterisiert werden. Welchen Hintergrund, welche Eigenschaften, Gesinnungen  und Positionen haben sie und in welchem Kontext müssen sie betrachtet werden?! Ich kann behaupten, dass die Beschäftigung mit dem kulturellen Deutungsmuster 1968, genau seinen Zweck erfüllt hat. Vorerst suchte ich passende und fundierte Quellen, belas mich, stellte Sachverhalte klar. Nach und nach ergaben sich Sinnzusammenhänge und bedeutungsvolle Verbindungen zwischen den Informationen, die wiederum Bedeutung und Sinn schafften. Die in Rainald Grebes Lied „1968“ enthaltenen Schlüsselwörter, Daten und Fakten erschlossen sich mir langsam, bis ich ihnen schließlich eine konkrete Deutung und einen für mich erkennbaren Sinn zuordnen konnte. Ich verstand die Bedeutung und Zusammenhänge der im Songtext angelegten kulturellen Muster.

Neben diesem erlangten Wissen über die Geschehnisse der 1960er Jahre war es für mich ein enormer Gewinn, mich umfassend mit ,neuen Medien‘ zu beschäftigen. Das 21. Jahrhundert ist bestimmt vom Internet, dem Web 2.0, ohne das das Leben heutzutage undenkbar erscheint. Ich möchte an dieser Stelle nicht wiederholen, welche Vorzüge und Nachteile das Internet mit sich bringt, da ich dies an anderer Stelle detailliert getan habe, sondern möchte betonen, dass es eine Notwendigkeit sein muss, sich, auch durchaus kritisch, mit dem Angebot und den Möglichkeiten der neuen Medien auseinanderzusetzen. Der Lernbegriff, der heutzutage neu überdacht werden muss, spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle. Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Web 2.0, d.h. der virtuellen Welt, muss ebenso gelernt werden, wie die Nutzung dieser Plattform als Lernwerkzeug. Ich für meinen Teil konnte in diesem Kontext  mein Wissen und meinen Wortschatz erweitern. Den Begriffen „RSS Feeds“, „Web (2.0) literacy“ und „kollaborative Online-Tools“ kann ich nun endlich eine Bedeutung zuschreiben. Durch die Zusammenarbeit mit meinen Kommilitonen/innen auf dem online Whiteboard „Spacedeck“ konnte der theoretischen Wissensaneignung  die praktische Erfahrungssammlung folgen. Ich, wie viele der Seminarteilnehmer auch, hatte zuvor noch nie mit solch einer Art von Plattform gearbeitet. Das gemeinsame und von Herrn Dr. Zeuner angeleitete Erkunden und Ausprobieren nahm mir meine anfänglichen Hemmungen. Spacedeck stellte sich für unsere Projektgruppe als nicht ganz brauchbar dar, denn der Platz des Whiteboards war relativ früh erschöpft und aufwendigere Grafiken bzw. Übersichten ließen sich nur schwierig und mühselig realisieren. Da wir jeder unser eigenes Thema bearbeiteten, waren wir auf die gemeinsame Zusammenarbeit nicht angewiesen und konnten auf anderem Wege unsere Übersichten/Präsentationen erstellen. Die „Dropbox“, die wir zwar leider nicht nutzten, kann für solche Projekte sehr nützlich sein, denn so können in einem Ordner Dokumente erstellt und Materialien zur Verfügung gestellt werden, auf die jeder der eingeladenen Teilnehmer zugreifen kann. Förderlich ist es dabei allerdings, wenn alle Nutzer das gleiche Betriebssystem verwenden, denn sonst kommt es unter Umständen zu Verschiebungen und Fehlern in den Dokumenten.

Abschließend möchte ich dem Seminarleiter Herrn Dr. Zeuner für seine unkonventionellen Methoden der Kursgestaltung danken. Studieren, Lernen und Wissensaneignung wird dadurch lebendiger, praktischer und zeitgemäßer.

FAZIT!

2 Gedanken zu “FAZIT!

  1. Liebe Frau Lippmann, haben Sie vielen Dank für Ihr sehr reflexives Fazit und dafür, dass Sie trotz aller anderen Belastungen durchgehalten haben 🙂 Ihre Blogeinträge und die Präsentation der Gruppenarbeit waren insgesamt sehr gut.
    Was das Zu-Viel-Lesen angeht: Ich denke, die Texte sollten von allen verstanden werden und dazu gehört auch die „alte“ Art und Weise, Notizen dazu zu machen – hier eben im Blog. Es ist sicher auch ein Lernprozess, die Notizen gleich im Computer zu schreiben und nicht erst auf Papier – das spart viel Zeit. Damit also alle auf dem gleichen Stand waren, sollten alle auch alle Texte bearbeiten und ich glaube, so viele Texte waren das gar nicht. Vielleicht ist man im Studium heute das Lesen von längeren Texten einfach nicht mehr gewöhnt?
    Wenn ich mich richtig erinnere, brauchen Sie einen Schein für altes Lehramt?

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  2. Ines Herrmann schreibt:

    Liebe Vivien, ich durchforste gerade die Seminarreflexionen im Rahmen meiner Masterarbeit. Und da sehe ich doch hier eine Wertschätzung meiner Würdigung (Nominalisierungen, juppie!!) deiner Beiträge :-)! Das ist sehr erfrischend und motiviert mich gerade prompt. Danke. Ps. Es ist Wahnsinn, wie du das alles unter einen Hut bekommst. Ist ja auch zum Schluss noch einmal ein sehr ausführlicher Beitrag von dir! Tschüss

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